Über die westliche Honigbiene (Apis mellifera subsp.) wurde auf Grund ihrer besonderen Eigenschaften als soziale Insekten, ihrer großen Bedeutung für unsere Nahrungsmittelproduktion und der langen Tradition der Imkerei bereits viel geforscht. Trotz viel medialer und politischer Aufmerksamkeit wurde und wird die Honigbiene zum größten Teil aus Sicht der Nutztierhaltung untersucht. Informationen über ihr Leben als Wildtier sind dagegen rar gesät.
Die wenigstem Menschen wissen, dass mit der Ankunft bestimmter Bienenkrankheiten vor 40 Jahren, die Imkerei zu einem seither anhaltenden flächendeckenden Einsatz von Medikamenten gezwungen ist. Ein Situation mit der viele Imker_innen, vor allem die die es auch anders kennen, unzufrieden sind. Während Honigbienenvölker von Imker_innen in Deutschland mehrfach im Jahr behandelt werden müssen, scheinen wild lebende Honigbienen hier verschwunden zu sein. Aus dem Wildtier wurde über die Jahre in der Wahrnehmung langsam ein reines Nutztier der Erwerbsimker_innen oder Haustier der Hobbyimker_innen. Mittendrin aber meist unbemerkt leben wilde Bienenvölker häufiger als allgemein vermutet in Hohlräumen. Vor allem Städte und stadtnahe Regionen bieten durch ihre Vielfalt an Nistmöglichkeiten, Reichtum an Blühpflanzen, geringen Pestizideinsatz und mildere Winter gute Bedingungen. Auf der anderen Seite ist die Anzahl imkerlich betreuter Bienenvölker dort auch deutlich höher, teilweise um den Faktor zehn, was zu Konkurrenz mit anderen Bestäubern und gegenseitiger Ansteckung mit Krankheiten führen kann. Auch im Wald und im ländlichen Raum bleiben wild lebende Völker oft unbemerkt oder werden fälschlicherweise als entflohene Schwärme abgetan. Es braucht daher mehr Informationen darüber, wo diese Bienen bevorzugt ihre Nester beziehen, wie lange sie dort überleben, welche Symbionten mit ihnen leben, wie sie sich gegen Parasiten und Viren zur Wehr setzen und woran sie vielleicht doch sterben.
Mit dem gemeinsam gewonnenen Wissen können wir nicht nur mehr für eine artgerechte Imkerei lernen, sondern auch den Status der Honigbiene als Wildtier neu verhandeln. In vielen Ländern der Welt existieren Imkerei und wild lebende Honigbienen nebeneinander und profitieren voneinander. Wild lebende Honigbienen haben sich selbst an Krankheiten und Parasiten wie die Varroamilbe angepasst und die Imker_innen sind dort nicht auf die bei uns übliche Behandlung mit Medikamenten angewiesen. Weitergehende Informationen hierzu findest Du in der Arbeit von Barbara Locke und im Video über die Imkerei in Wales.
Citizen Science
Im Jahr 2017 hat eine Veröffentlichung über das Verschwinden der Insekten in Deutschland weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Zusammengetragen und ausgewertet wurden diese Daten von ehrenamtlich engagierten professionellen und Hobbyentymolog_innen. Dies zeigt, welches Potential in solch einer Zusammenarbeit liegt. Die gemeinsame Erhebung der auf beetrees.org gesammelten Informationen wird als Forschungsprojekt von der Universität Würzburg (HOBOS), Freethebees (Schweiz), der TU München und dem Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. unterstützt. Die gesammelten Datensätze werden der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung gestellt.
Meldeportal BEEtree-Monitor
Mit unserer Erfahrung aus der langjährigen Beobachtung von wild lebenden Honigbienen seit ca. 2013 haben wir für das Meldeportal ein maßgeschneidertes Formular entworfen. Mithilfe des Formulars auf dem Meldeportal war es sowohl interessierten Neulingen als auch Beobachtungsprofis möglich entsprechende Informationen und Bildmaterial zu den Sichtungen beizutragen.
Bee Lining
Neben Zufallsfunden bei Spaziergängen oder durch Meldungen von Anwohner_innen können Bienen durch eine Jahrhunderte alte und bei uns fast vergessene Technik gefunden werden. Wer ein Biene auf einer Blüte findet, sie mit Zuckerwasser füttert und geduldig der Flugbahn folgt, in der nach und nach immer mehr Bienen das Zuckerwasser nach Hause tragen, kann Bienenvölker selbst im tiefen Wald finden. Das sogenannte „Bee Lining“ ist eine besondere Freizeitaktivität für Naturliebhaber, Familien, Wissenschaftsinteressierte und auch Schulklassen.
Für die aktive Suche nach Bienenvölkern und/oder die Beobachtung eines bereits bekannten Standorts empfehlen wir folgende Ausrüstung, die so oder ähnlich vielfach zuhause schon vorhanden ist:
- Fernglas (ggf. Spektiv)
- Kamera oder Smartphone
- Maßband und Meterstab
- Zettel und Stift (oder Smartphone) für Notizen
- Wenn möglich: Kompass und Thermometer